Drucken

Der Mönch Wang Lang (vor ca. 390 Jahren) gilt allgemein als Gründer/Erfinder des Mantis Stils. Er verband sein zuvor erworbenes Wissen von 17 verschiedenen Kung Fu Stilen bzw. Kampftechniken mit den Fußtechniken des Affenstils und schuf zusammen mit den neu entwickelten Handtechniken und Positionen der Gottesanbeterin seinen eigenen Kampfstil.

Der Legende nach beobachtete Wang Lang eine Gottesanbeterin im Kampf mit einer Zikade, wobei ihm besonders die blitzschnellen Faß-, Zieh- und Reißbewegungen des Raubinsektes faszinierten. Die viel größere Zikade unterlag im Kampf. Nachdem Wong Lang  sein neues Wissen im Kampf mit Ordensbrüdern geprüft und getestet hatte verbreitete sich der Mantis Stil schnell in Nord-China und wurde von Generation zu Generation weiterentwickelt. Auch heutzutage wird dieser Kung Fu Stil in der chinesischen Armee als effektive Selbstverteidigung genutzt.

Charakteristisch für den Mantis Kung Fu-Stil sind die auf Geschwindigkeit und Effektivität ausgerichteten Bewegungen. Wie die Gottesanbeterin es vormacht, wird in diesem Stil blitzschnell "zugeschlagen" und der Gegner ergriffen. Typisch sind beispielsweise Greif- und Ziehbewegungen, die den Gegner im Kampf schnell unter Kontrolle bringen sollen. Auch werden häufig sogenannte Hebeltechniken verwendet, die den Gegner mittels direkter Kontrolle Kampfunfähig machen. Bei vielen Techniken wird gleichzeitig gefasst und gezogen sowie ein Konterangriff eingesetzt, sodass eine Gegenbewegung entsteht. Diese typische Gegenbewegung ermöglicht es, schnell zu reagieren und die Kraft des Angreifers zum eigenen Vorteil auszunutzen.

Das ganze Repertoire an Kampftechniken werden im Mantis Kung Fu durch mehr als 80 Hand- und Waffenformen vermittelt und einstudiert. Des Weiteren liegen allen Techniken unterschiedliche Prinzipien zugrunde. Diese sind zum einen die Acht Grundtechniken bzw. die Zwölf Schlüsselwörter, zum anderen die Acht Harten und die Zwölf Weichen/Flexiblen Methoden. Die Acht Grundtechniken sind vorgegebene Techniken, welche einzeln und am Partner geübt werden, aber auch sehr häufig in Formen vorkommen. Die Grundtechniken ergeben sich aus den Zwölf Schlüsselwörtern. So besteht die erste Grundtechnik beispielsweise aus den Schlüsselwörtern "Au" ("Einhaken"), "Lou" ("Greifen") und "Tsoi" ("Pflücken/Schnelles Ziehen"). Da hingegen stellen die "Harten und die Weichen Methoden" Prinzipien dar, nach denen im Mantis Kung Fu vorgegangen wird. Diese können durch Übungen anschaulich gemacht und eingeübt werden. Die Übungen sind jedoch nicht so vorgegeben wie die Grundtechniken.

Neben dem Sieben Sterne Mantis Kung Fu (Tsat Hsing Tong Long Kuen) gibt es noch weitere Mantis-Stile, die sich in den meisten Fällen in den grundlegenen Prinzipien gleichen, aber in den Bewegungen und in der Ausführung unterscheiden. So gibt unter anderem noch den Pflaumenblüten-Stil ("Mui Far Tong Long Kuen"), den Sechs Harmonien-Stil ("Lok Hap Tong Long Kuen") oder den Acht Schritte-Stil ("Ba Bo Tong Long Kuen").

Kategorie: Wissenswertes
Zugriffe: 6610